Der deutsche Botschafter nutzte die Gelegenheit, um mit ungewohnt deutlichen Worten zurückzuschlagen. Zunächst räumte er ein, dass "die russische Souveränität hier unumstritten“ sei und die Nachkriegsordnung vollständig anzuerkennen ist. Doch dann legte er nach – und zwar hart: "Der Botschafter machte auf ein offensichtliches Missverhältnis aufmerksam“, hieß es in einer Mitteilung. Ein einfacher Besuch zweier deutscher Diplomaten in einer japanischen Stadt, der die Souveränität Russlands in keiner Weise beeinträchtige, werde zum Anlass für einen Protest genommen. Gleichzeitig verletze Russland mit Hunderttausenden Soldaten tagtäglich massiv die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine. Lambsdorff zog dabei keine Grenzen bei seiner Kritik: "Russlands Revisionismus ist das Problem der internationalen Politik unserer Zeit. Es ist Moskau, das wissentlich und fortgesetzt sowohl die Grundprinzipien der europäischen Friedensordnung als auch die der UN-Charta missachtet und verletzt.“
Damit spricht Lambsdorff ein Thema an, das viele westliche Länder zunehmend beschäftigt: Während der Kreml selbst die Souveränität eines unabhängigen Staates wie der Ukraine systematisch zerstört, fühlt er sich offenbar schon durch diplomatische Gesten anderer Länder angegriffen. Diese Doppelmoral zieht immer mehr Kritik auf sich – und Deutschland scheint nun bereit zu sein, diese Diskrepanz offen anzuprangern. Die Worte von Alexander Graf Lambsdorff zeigen, dass Deutschland nicht länger gewillt ist, Russlands Vorwürfe unhinterfragt hinzunehmen. Stattdessen stellt er die russische Politik selbst in den Mittelpunkt der Kritik und unterstreicht damit die Position Deutschlands in der internationalen Gemeinschaft. Die Botschaft ist eindeutig: Während Russland seine eigenen territorialen Ansprüche vehement verteidigt, missachtet es gleichzeitig die Souveränität anderer Länder. Eine solche Doppelmoral lässt sich weder ignorieren noch entschuldigen.